Mehrheit der Australier wünscht Trennung von Kirche und Staat in der Verfassung

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Die explizite Trennung von Staat und Kirche liegt in Australien einer Mehrheit der Bevölkerung am Herzen. Dies ergab eine Umfrage, die jüngst von der Secular Association of New South Wales beim renommierten Meinungsforschungsinstitut YouGov in Auftrag gegeben wurde.

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Australien ist ein Staat mit etwa 25,8 Millionen Einwohnern. Nach Angaben des australischen Statistikamts ist die mit Abstand wichtigste Religionszugehörigkeit der Menschen in diesem Land, keiner Religion anzugehören (38,9 Prozent), dahinter folgen Katholizismus (20 Prozent), Anglikanismus (9,8 Prozent), Islam (3,2 Prozent) und Hinduismus (2,7 Prozent). Die Zahlen beruhen auf einer im Jahr 2021 durchgeführten Volkszählung.

Der flächenmäßig sechstgrößte Staat der Erde ist föderal aufgestellt: Sechs Bundesstaaten verfügen über eigene Verfassungen, Parlamente und Gerichte. Drei weitere territories sind Verwaltungseinheiten mit einem hohen Grad an Selbstverwaltung. Das Commonwealth of Australia, also der australische Bundesstaat, kann nur in jenen Bereichen für ganz Australien Gesetze erlassen, in denen es die australische Verfassung ausdrücklich zulässt. 1999 stimmten in einem Referendum noch 55 Prozent der Australier dafür, die Queen formal als Staatsoberhaupt zu behalten, heute ist es mehr als fraglich, ob sich noch eine Mehrheit für eine parlamentarische Monarchie finden würde. Den Ritterschlag als Ehrentitel hat das moderne Australien bereits 2015 abgeschafft. 

Am 31. Januar 2023 wurde im Sydney Morning Herald, einer führenden australische Tageszeitung, der Premierminister des Bundesstaates New South Wales (NSW) mit den Worten zitiert: “Woran ich als liberaler Ministerpräsident dieses Staates glaube (…) ist die Trennung von Kirche und Staat.” Fakt ist jedoch, dass die australische Verfassung keine explizite Trennung von Staat und Religion kennt. Die rechtliche Grundordnung eines Staates bildet jedoch seine Verfassung, allein diese ist es, die die Voraussetzungen für das staatliche Handeln definiert. Die Secular Association of NSW wollte also wissen, wie die Australierinnen und Australier über eine diesbezügliche Verfassungsänderung denken. Sie gab beim Meinungsforschungsinstitut YouGov eine Umfrage in Auftrag, die – mit Ausnahme von Tasmanien und den territories – in ganz Australien durchgeführt wurde. Die Teilnehmer hatten nur eine Frage zu beantworten: “In Australien gibt es keine formelle Regelung des Verhältnisses von Staat und Religion. Würden Sie eine Verfassungsänderung zur formellen Trennung von Staat und Religion befürworten oder ablehnen?”

Nach den Umfrage-Ergebnissen befürworten rund 53 Prozent der Befragten eine Verfassungsänderung, nur 13 Prozent sind ausdrücklich dagegen und etwa 33 Prozent wissen es nicht. In New South Wales, mit Sydney als Hauptstadt, ist mit 56 Prozent Ja-Stimmen der Wunsch nach einer verfassungsgesetzlich geregelten Trennung am größten. Mit Berücksichtigung eines Erhebungsfehlergrades von 3 Prozent kann es also als wahrscheinlich angenommen werden, dass, falls den Bürgerinnen und Bürgern in Australien dazu Gelegenheit gegeben wird, sie für eine Trennung von Regierung und Religion in der Verfassung stimmen würden.

Die Ergebnisse der Umfrage legen aber nach Ansicht der Secular Association of NSW auch eine weitere Schlussfolgerung nahe: Da der Prozentsatz der Menschen, die einer Verfassungsänderung zustimmen würden (rund 53 Prozent), deutlich höher ist als der Prozentsatz derjenigen, die nach der Volkszählung 2021 keiner Religion angehören (rund 39 Prozent), ist die Trennung von Kirche und Staat in Australien offenbar auch ein Anliegen religiös engagierter BürgerInnen. Genauso sollte Laizismus auch verstanden werden: Er garantiert staatliche Neutralität in Religionsfragen und damit auch die Vermeidung der Bevorzugung einzelner Religionen vor anderen.

Weitere interessante Details der Umfragedaten zeigen auf, wo konkret noch Aufklärungsbedarf besteht: Frauen stimmten einer Verfassungsänderung zur Trennung von Kirche und Staat seltener zu als Männer. Abgelehnt wurde sie von der Gruppe der über 65-Jährigen, von den Niedrigverdienern und von Personen mit niedrigem Schulabschluss. Bei Personen mit Universitätsabschluss war hingegen eine überdurchschnittlich hohe Zustimmungsrate von 69 Prozent zu verzeichnen.

Dieser Artikel wurde erstmals beim humanistischen pressedienst veröffentlicht, danke dafür.

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