lauter aufschrei: weg mit dem tiefkühl-elendslager in spielfeld!

Im Rahmen unserer Menschenrechtsserie ein Beitrag meines Freundes Bernhard Jenny aus Salzburg, zuerst erschienen auf Bernhards Blog.

in spielfeld/steiermark werden ca. 150 geflüchtete menschen an der staatsgrenze in zelten angehalten, obwohl bittere kälte die menschen bereits jetzt schon erkranken liess. wie die NGOs seit wochen berichten, wären ausreichend unterkünfte in häusern vorhanden, allerdings wird statt zu helfen diskutiert, wer zuständig wäre. die zuweisung in warme quartiere stockt.

damit werden die zelte an der österreichischen grenze zum menschenverachtenden tiefkühl-elendslager. das ist ein neuerlicher tiefpunkt der inszenierung von hilfsbedürftigen menschen, deren verbrechen es zu sein scheint, dass sie dringend um aufnahme und asyl bitten.

petra leschanz von border crossing spielfeld sagt:

„Es gibt keinen Grund Kriegs-und Folterüberlebenden aus Syrien und anderen Ländern durch die tagelange Unterbringung in Zelten mitten im Winter unnötig Leid zuzufügen. Die Schließung des Zelt-Camps Spielfeld und die Verlegung in menschenwürdige Notunterkünfte noch vor dem extremen Frost in den nächsten Tagen ist unumgänglich.“

marie liechtenstein ist eine tatkräftige unterstützerin der helfenden an der grenze in spielfeld und fordert:

Spielfeld muss sofort geschlossen werden. Es kann nicht sein, dass vulnerable Schutzsuchende ohne ausreichende Verpflegung ohne sanitäre Einrichtungen, ohne angemessene Kleidung bei Minusgraden in Zelten „ geparkt“ werden. Die Quartiere sind vorhanden! Frau Landesrätin Kampus weisen Sie endlich zu. Herr Landeshauptmann Drexler, kommen Sie endlich Ihren Aufgaben nach und verstecken Sie sich nicht immer hinter dem Innenministerium. Keine einzige Organisation ist vor Ort- man will sich nicht in die Quere kommen- bitte??? Ist 2022 wieder kein Platz in der Herberge? Und was außerordentlich befremdlich ist- die Schutzsuchenden tragen gelbe Armbänder mit Nummern.. das weckt sehr böse Erinnerungen. Verantwortlich ist auch der, der wegschaut.“

auch die ehemalige salzburger politikerin und für ihr engagement in bosnien, albanien, kroatien und dem kosovo weithin bekannte und geachtete doraja eberle schliesst sich dem aufschrei gegen die zustände in spielfeld an:

„Menschen brauchen keine Zelte – Menschen brauchen ein ordentliches Dach. Was sich in Spielfeld abspielt ist eine grobe Verletzung der menschlichen Würde , die unantastbar ist — und zwar für JEDEN.
Wir können nicht zulassen, dass Menschen bei tiefen Minusgraden – teilweise krank – frieren müssen, obwohl ausreichend Unterkünfte in Häusern vorhanden sind. 
Es ist erschütternd zu sehen, dass wir aus den vielen Erfahrungen von 2015/2016 nichts gelernt haben. Polarisierung scheint wichtiger zu sein als Menschlichkeit zu zeigen. Verantwortungen auf den Nächsten zu schieben, statt die wärmenden Stuben zu öffnen ist für viele von uns nicht erträglich.“

mit seinem aufruf wendet sich der salzburger menschenrechtsaktivist bernhard jenny auch an bundespräsident alexander van der bellen:

„wir dürfen nicht zusehen, wie menschen in unserem land frieren und erkranken müssen, weil es derzeit bestimmten politischen kreisen in den kram passt, menschenfeindlich aufzutreten und daraus politisches kapital zu schlagen. ich bitte bundespräsident van der bellen dringend, mit dem innenminister und dem bundeskanzler ein klares wort für eine rasche menschliche lösung mit warmen unterkünften – die vorhanden sind – zu sprechen.“

es ist geradezu zynisch, einerseits auf der politischen socialmedia-bühne eine adventkranzkerze nach der anderen anzuzünden und andererseits geflüchtete menschen bei minusgraden allein zu lassen. mit angeblich christlichen werten hat dies nichts zu tun.

weg mit dem tiefkühl-elendslager aus spielfeld!

fotos: border crossing spielfeld, d.eberle privat

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bernhard jenny

Bernhard Jenny, lebt in Salzburg und arbeitet als Autor, Grafiker, Mediengestalter, Blogger und Performer.

In seinem politischen Blog schreibt er hauptsächlich über gesellschaftspolitische Themen, Politik, Kunst, Kultur, Menschenrechte und Inklusion, in einem weiteren Blog über Unternehmenskommunikation und Werbung.

Bernhard Jenny ist Mitbegründer der damals ersten integrativen Volksschule (1989) und dann Hauptschule (1993) in Salzburg, war viele Jahre Elternvertreter im Landesschulrat und setzt sich auch als Mitglied der Plattform für Menschenrechte Salzburg für eine “ganze Gesellschaft” die niemanden ausschließt, ein.

Künstlerische Performances, Installationen und Aktionen wie “glaube.macht.krieg” (gemeinsam mit Cristina Colombo, Drago Druskovic) oder “100xNIEWIEDER” (mit Cristina Colombo) machen sich auf die Suche nach den Bruchstellen und Mechanismen, die uns scheitern lassen oder weiterbringen.

Gemeinsam mit Cristina Colombo betreibt er das Familienunternehmen jennycolombo.com

Und hier ein Video vom Zentralquartett dazu:

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