Philosoph Daniel Dennett im Alter von 82 Jahren gestorben

Der renommierte amerikanische Philosoph Daniel C. Dennett ist am Freitag, dem 19. April, in Portland, Maine, im Alter von 82 Jahren verstorben, dies wurde von der Tufts University bekannt gegeben. Er war bekannt für seine wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes, der Wissenschaftstheorie und der Evolutionstheorie. Dennetts Denken und Schreiben haben viele Menschen inspiriert und beeinflusst, und sein Erbe wird in der philosophischen Gemeinschaft weiterleben.

Dennett war emeritierter Professor an der renommierten Tufts University in Massachusetts. Seine Schriften riefen regelmäßig heftige Kritik hervor. Als bekennender Atheist betrachtete er Religion als eine Illusion und bezeichnete den freien Willen als Hirngespinst. Laut Dennett ist der menschliche Geist nichts weiter als ein Gehirn, das als eine Reihe von algorithmischen Funktionen arbeitet, ähnlich einem Computer. Er veröffentlichte über zwanzig Bücher, darunter “Darwins gefährliches Erbe” (1995), sowie eine Vielzahl von Essays. Er wurde als einer der meistgelesenen zeitgenössischen Philosophen der USA angesehen.

Daniel Clement Dennett wurde am 28. März 1942 in Boston geboren. Ein Teil seiner Kindheit verbrachte er in Beirut, Libanon, wo sein Vater als verdeckter Geheimdienstmitarbeiter in der amerikanischen Botschaft als Kulturattaché tätig war.

Dennett strebte danach, ähnlich wie Charles Darwin, die Entstehung der Arten erklärte, das menschliche Bewusstsein zu erforschen und zu verstehen. Er wollte die Funktionsweise des menschlichen Geistes aufdecken und veranschaulichen. Er war der Ansicht, dass der Glaube an Gott keine überzeugende Idee sei. Er verglich den Glauben an Gott mit dem Glauben an Elfen, Kobolde und Feen und betonte, dass solange die Existenz Gottes nicht sicher nachgewiesen werden könne, es keinen Grund gebe, an ihn zu glauben. Allerdings räumte Dennett ein, dass wir auch nicht sicher sein können, dass es Gott nicht gibt.

Für Dennett war dies jedoch nicht ausreichend. Er argumentierte, dass wir uns nicht auf bloße Vermutungen verlassen sollten, sondern auf gute Gründe, rationale Erklärungen und nachweisbare Fakten. Die Tatsache, dass einige Dinge für uns unerklärlich erscheinen, war für ihn kein Grund, sich auf übernatürliche Erklärungen zu stützen. Dennett war davon überzeugt, dass alles im Wesen des Menschen und der Welt letztendlich naturwissenschaftlich erklärbar sei, auch wenn wir möglicherweise noch nicht alle Antworten gefunden haben.

Daniel Dennett war ein herausragender Philosoph, der für seine Bescheidenheit und seinen Brückenbau zwischen Philosophie und Naturwissenschaft bekannt war. Er strebte danach, nur das als wahr anzuerkennen, was wir wirklich verstehen und erklären können, ähnlich wie Charles Darwin, der die Entstehung der Arten wissenschaftlich erklären konnte.

Dennetts materialistischer Ansatz stieß bei vielen Philosophen auf Widerstand, insbesondere bei Descartes, der einen fundamentalen Unterschied zwischen dem menschlichen Geist und der Natur postulierte. Für Dennett war das Bewusstsein jedoch ein Teil der Natur und sollte daher rein naturwissenschaftlich erklärt werden können. Er betrachtete das Bewusstsein als ein Produkt der Evolution und letztlich als eine Illusion, die das Gehirn selbst erzeugt. Auch Gefühle und Denken sah er als Illusionen, die auf komplexe biologische und chemische Prozesse zurückzuführen sind, die den Naturgesetzen unterliegen und nur bedingt vom Menschen gesteuert werden können.

Für Dennett war die Evolution ein Beweis dafür, dass komplexe Systeme funktionieren können, als ob sie von jemandem gesteuert würden, obwohl sie tatsächlich den unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten der Natur folgen, die niemand beeinflussen kann. Er glaubte, dass selbst hochentwickelte Tiere im Grunde wie Maschinen funktionieren. Sie besitzen genügend Wissen, um ihr Leben zu organisieren, ohne jedoch ein tieferes Verständnis für die zugrunde liegenden Grundlagen zu haben – ähnlich wie ein Computer nicht verstehen muss, was Rechnen ist, um rechnen zu können.

Auch bei den Menschen sieht Dennett es nicht wesentlich anders. Sie haben eine grobe Vorstellung ihres eigenen Ichs, aber diese ist letztlich nicht viel mehr als eine “Benutzerillusion”. Er verglich das Verständnis des Menschen für die Grundlagen seines eigenen Bewusstseins gerne mit dem eines Computer-Users, der eine App bedienen kann, aber keine Ahnung vom Quellcode hat, der ihr zugrunde liegt.

Dennett warnte davor, dass die Philosophie oft die Benutzeroberfläche mit dem Quellcode verwechselt. Als Professor ermutigte er seine Studenten, nach dem Wesen des Menschen zu fragen, ohne den Täuschungen des Bewusstseins zu erliegen. Am Freitag ist Daniel Dennett im Alter von 82 Jahren verstorben.

Autor

Dr. Andreas Gradert

https://regiowiki.at/wiki/Andreas_Gradert

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