Salzburger Selbstvertreter Erich Girlek verstorben

Ich bin wirklich betroffen über den Tod von Erich, er war mir oft ein Vorbild, nicht nur in meiner Salzburger Zeit. Hier kommt Martin Ladstätter zu Wort, die Erstveröffentlichung des Artikel war unter https://www.bizeps.or.at/selbstvertreter-erich-girlek-verstorben.


Wenige Tage nach seinem 45. Geburtstag verstarb am 18. April 2022 der österreichweit bekannte Selbstvertreter aus Salzburg an einer schweren Erkrankung.

Erich Girlek
Peter Miletits

Der Bildungsweg von Erich Girlek führte ihn über die Sonderschule und eine geschützte Werkstätte. Er stand für Veränderungen. Ab 2009 engagierte sich Erich Girlek kraftvoll als Selbstvertreter und wurde Experte in eigener Sache. 

War er zuerst Selbstvertreter innerhalb der Lebenshilfe wurde es ihm im Laufe der Jahre immer wichtiger eine unabhängige Selbstvertretung aufzubauen. Er ergänzte seine Fähigkeiten und absolvierte eine Peer-Berater Ausbildung, die er 2016 erfolgreich abschloss.

Er war in den letzten 10 Jahren maßgeblich für die österreichische Behindertenbewegung und vielfältig tätig.

Sei es als Leiter des Selbstvertretungs-Büros in Salzburg, Mitglied im Leitungs-Team des unabhängigen Netzwerk Selbstvertretung Österreich, im Selbstvertretungs-Beirat der Lebenshilfe Österreich, beratendes Vorstandsmitglied bei knack:punkt – Selbstbestimmt Leben Salzburg und auch im Bundes-Monitoringausschuss.

An welchen Zielen er arbeitete

Er setzte sich für den Abbau von Sonderschulen ein, forderte Lohn statt Taschengeld, gleiche Rechte für Menschen mit Lernschwierigkeiten sowie Persönliche Assistenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Wichtig war ihm auch immer, dass Unterlagen und Kommunikation in den Arbeitsgruppen leicht verständlich waren, damit alle mitarbeiten können. Sein Anliegen war den Abbau von Barrieren voranzutreiben. Beispielsweise arbeitete er an einer Zusammenfassung des aktuellen Regierungsprogramms in leichter Sprache mit.

„Wer sagt, die Sachwalterschaft ist gut, sollte umdenken. Sie widerspricht nämlich der UN-Konvention“, hielt Erich Girlek fest und arbeitete wesentlich – und schlussendlich auch erfolgreich – in der Arbeitsgruppe des Justizministeriums am neuen Erwachsenschutzgesetz mit.

2016 erhielt er den Dr. Elisabeth Wundsam-Hartig Preis

Für sein Engagement im Bereich selbstbestimmtes Leben erhielt er 2016 den Dr. Elisabeth Wundsam-Hartig Preis für außergewöhnliche Leistungen verliehen. Bei der Preisübergabe wies ich in der Vorstellung von Erich Girlek darauf hin, dass er einer der wesentlichsten Selbstvertreter in Österreich ist.

Erich fehlt

Er war als Experte mit Lernschwierigkeiten sehr gefragt, sei es im Salzburger Landtag oder auch im Justizministerium. Politische Teilhabe war ihm ein großes Anliegen, dafür trat er immer kraftvoll ein.

Auch wenn es nach Binsenweisheit klingt: Er hinterlässt ein große Lücke. Er fehlt in der kraftvollen und beharrlichen Selbstvertretung, er fehlt als liebenswerter Kämpfer für Rechte, er fehlt als optimistischer Mensch.

geschrieben von

Martin Ladstätter

Martin Ladstätter

“Martin ist Gründungsmitglied und Obmann von BIZEPS, dem ersten österreichischen Zentrum für Selbstbestimmtes Leben. Für den Nachrichtendienst (BIZEPS) zeichnet er redaktionell verantwortlich …”

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Dr. Andreas Gradert

Andreas Gradert studierte Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Psychologie an der University of Liverpool, Wirtschaftswissenschaften am MIT und Mediation am Wifi Salzburg und bei Lis Ripke.

Seit 22 Präsident des Humanistischen Verbandes Österreich, seit 24 der giordano bruno stiftung Österreich, früher im Präsidium Lebenshilfe Salzburg, jetzt im Präsidium Atheisten Österreich , aktiv im Zentralrat der Konfessionsfreien, bei der EU Fundamental Rights Agency, den Skeptikern, den Effektive Altruisten und diversen Menschenrechtsorganisationen sowie Beirat in der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende.

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