Wir haben einen Freund verloren
Franz M. Wuketits | 1955-2018

Prof. Franz M. Wuketits, von seinen Freunden liebevoll Manfred genannt, ist nicht mehr.  Er war Philosoph, Evolutionsbiologe und bekennender Atheist, ein Leuchtturm in der postfaktischen Gesellschaft. Er war im besten Sinne des Wortes ein Humanist, bei dem der Mensch im Mittelpunkt stand. Wer ihn kannte, wusste, wie mutig er ankämpfte gegen die Situation wie sie ist. Gegen die Verbiegung der Wahrheit durch Religionen und Esoterik, gegen die Verunglimpfung der Wissenschaft, generell gegen Unwissen, gegen die Unmenschlichkeiten in der Gesellschaft und gegen aufgepfropfte Moral. Der wusste auch, wie sehr er auf seinen eigenen Vorteil verzichtete, um aufrechten Ganges sein akademisches Leben zu vollenden. Das ist reich an wissenschaftlichen Veröffentlichungen und an publikumswirksamen Büchern, die man nur verschlingen konnte (über 500 wissenschaftlichen Veröffentlichungen, darunter 41 Bücher).

Er verlangte von der Gesellschaft die artgerechte Haltung des Menschen, eine in der breiten Öffentlichkeit noch nicht ganz verstandene Forderung, weil dazu das entsprechende Wissen fehlt. Der Mensch wird ja noch immer metaphysisch aufgeladen. Wuketits hat daran gearbeitet, den Menschen als Teil der Evolution zu sehen. Mit all den daraus resultierenden Konsequenzen. Das Leid des Menschen ist bekämpfbar. Er hat auch eine sehr klare Stellung zum eigenen Willen des Menschen, zu Prädestination und zu Selbstbestimmung abgegeben: Wo bleibt das „liberale Rasiermesser“? Ein Plädoyer für Aufklärung, Freiheit und Eigenverantwortung. In: Aufklärung und Kritik 1/1998. S. 34 ff.

Sein Werk ist mehrfach ausgezeichnet worden, er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften, des Beirates der Giordano-Bruno-Stiftung und des Freidenkerbundes.

Er beschäftigte sich mit den Urproblemen des Menschen, seiner Angst, seine Aggressivität, mit Krieg, Terror und Mord, mit wissenschaftstheoretischen Fragen, mit dem Menschen als Umweltproblem, mit Verhaltensforschung und vielen anderen z.T. unterhaltenden Problemkreisen, wie z.B. “Schwein und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung”. Seine Bibliographie ist beeindruckend.

Er war öfters bei uns zu Gast und hat Vorträge gehalten. Er fesselte mit seiner großartigen Rhetorik, mit seinem ungeheuren Wissen in mehreren Disziplinen und mit seinem leisen Humor, der mir immer in Erinnerung bleiben wird. Es ist ein großes Glück und eine Ehre, diesen außergewöhnlichen Menschen gekannt und erlebt zu haben.

Michael Schmidt-Salomon, der Wuketits schon viel länger kannte als ich, hat einen berührenden Nachruf geschrieben, auf den ich verweisen möchte. https://hpd.de/artikel/unverbesserlicher-freigeist-15682

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