Zwei Jahre Ukrainekrieg!
Zehn Jahre Ukrainekrieg?

Zwei Jahre sind vergangen seit dem Beginn des verlustreichen Konflikts:

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Heute jährt sich zum zweiten Mal der Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine, als Präsident Wladimir Putin Luft-, Raketen- und Artillerieangriffe auf zahlreiche ukrainische Städte und Dörfer startete. Russische Streitkräfte haben:

  • Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser, Stromnetze
    und andere zivile Infrastrukturen angegriffen
  • Streubomben in besiedelten Gebieten eingesetzt
  • Zivilisten zwangsweise verschwinden lassen
  • Menschen in Haft summarisch hingerichtet
  • Zivilisten zwangsweise nach Russland transferiert
  • Museen und andere kulturelle Zentren geplündert
  • Misshandlungen von Kriegsgefangenen und zivilen Gefangenen begangen,
    darunter sexuelle Gewalt, Folter und andere Formen von Misshandlung.

Seit dem Beginn von Russlands Krieg in der Ukraine vor zwei Jahren haben UN-Organisationen über 14 Millionen Flüchtlinge registriert, was etwa einem Drittel aller Ukrainer entspricht.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, beschreibt die Situation als eine verheerende Realität, die die Menschen im Krieg erleiden müssen. Er verurteilt entschieden den Hass und die Hetze gegen Flüchtlinge, die weltweit in Diskussionen verbreitet werden, und fordert alle auf, sofort einzuschreiten, wenn Flüchtlinge als Sündenböcke oder “schwarze Schafe” stigmatisiert werden.

Obwohl über 4,5 Millionen Geflüchtete in die Ukraine zurückgekehrt sind, bleiben immer noch 3,7 Millionen Binnenflüchtlinge im Land. Während Russlands Angriffskrieg fortgesetzt wird, sind in der Ukraine etwa 14,5 Millionen Menschen auf irgendeine Form von humanitärer Hilfe angewiesen.

Ein Ende dieses Krieges, den der russische Präsident Wladimir Putin nach wie vor verteidigt, ist momentan nicht in Sicht. Die fortgesetzte Unsicherheit und Gewalt bedrohen das Leben und die Lebensgrundlagen unzähliger unschuldiger Menschen, und die internationale Gemeinschaft muss dringend handeln, um die Not der Betroffenen zu lindern und einen Weg zu einem friedlichen Ende dieses Konflikts zu finden.

Wir erinnern uns nun also an zwei Jahre Ukraine-Krieg.

Doch für viele Ukrainer ist es ein zehnjähriger Krieg, kein zweijähriger, darauf stießen mich unliebsam meine Freunde aus der Ukraine, sie sagen, Russlands Invasion verlief in zwei Phasen: die erste vor einem Jahrzehnt, als das Land in einer uneingestandenen Militärintervention Soldaten über die Grenze schickte, und die zweite, als es vor zwei Jahren seinen umfassenden Angriff begann.

Einer von Ihnen war Teil des Maidan-Aufstands von 2014, als die Ukrainer auf die Straße gingen, um gegen die Entscheidung von Präsident Viktor F. Janukowitsch zu protestieren, auf engere Beziehungen zu Europa zu verzichten und stattdessen die Ukraine enger an Moskau anzunähern. In den gewalttätigen letzten Tagen des Aufstands tötete die Polizei mehr als 100 Demonstranten, darunter auch seinen Vater. Das Maidan-Museum, das dem Straßenaufstand gewidmet ist, identifiziert sie diese 100 als erste im Krieg mit Russland gefallene Soldaten.

Dieser Zusammenhang, den die Ukrainer zwischen dem Aufstand von 2014 und der Invasion vor zwei Jahren herstellen, spiegelt die langfristige Sichtweise vieler Bürger auf den Krieg wider: Sie kämpfen seit zehn Jahren gegen Russland, nicht seit zwei.

Und es gibt keinerlei Anzeichen seitens Russlands, dass sie auch nur im Geringsten dazu bereit sind, nachzugeben und wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Entscheidung, diesen Krieg zu beginnen, wurde von einer einzigen Person getroffen. Und diese Person ist der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin. Er hat die Macht, den Krieg sofort zu beenden, wenn er es nur will. Daher richtet sich der dringende Appell eindeutig an ihn, den Krieg zu beenden, die Truppen zurückzuziehen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Mehr und mehr Medien berichten darüber, dass Putins Tage gezählt seien, seine Macht langsam verblasse, eindrucksvoll berichtete Françoise Thom im Standard gestern darüber. Nach ihrer Einschätzung wird Präsident Wladimir Putin nicht abgesetzt, solange die Ostukraine nicht vollständig unter russischer Kontrolle steht. Und das wäre verheerend, ist schon ein Putin ein gefährlicher Mann, so ist ein angeschossener Putin noch unberechenbarer.

Ich kann mir für die Ukraine im Moment keine Lösung vorstellen. Ich kann mir ebensowenig für Israel aktuell eine Lösung vorstellen. Aber ich konnte mir vor einem Vierteljahrhundert auch nicht das Karfreitagsabkommen von 1998 vorstellen.

Verliert nicht den Mut. Ich will es auch nicht.

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6 Antworts

  1. Jean Paul sagt:

    Humanismus ist Wissen: Dr. Gradert, besser informiert als der CIA

  2. Markus Westbomke sagt:

    Ja stimmt, so schlimm ist das alles und wir schicken Waffen in die Ukraine, damit alles besser wird, bis “Russland ruiniert ist”. Gott sei Dank haben wir eine Regierung, die das alles richtig sieht und wir können Andreas dankbar sein für seine tollen Artikel. Weiter so, Andreas!

    • Schön,
      daß es in Deutschland so gut läuft für Eure Waffenindustrie.

      Hier geht diese Diskussion ins Leere, als neutrales Land liefert Österreich keine Waffen an die Ukraine.

      Aber Österreich hat sich seit dem russischen Überfall solidarisch mit der Ukraine gezeigt. Insgesamt 74 Millionen Euro habe man bisher an humanitärer Hilfe für die Ukraine geleistet, so das Außenministerium in einer Stellungnahme. Konkret sind das Spenden für “Nachbar in Not”, die aufgestockt wurden, Medizinprodukte, Schutzhelme, Westen und Treibstoff. Güter, die ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei seinem Kiew-Besuch im April versprach, aber keine wirkliche finanzielle und humanitäre Unterstützung für die Ukraine. Gas und Öl werden weiterhin von Russland bezogen. Die Industrie (z.B. Red Bull) und Banken (z.B. Raiffeisenbank Austria) machen weiterhin lukrative Geschäfte in Russland.

      Und warum? Wahrung des eigenen Wohlstandes? Das ist parasitäres Verhalten.

      “Wenn du in Situationen der Ungerechtigkeit neutral bist, hast du die Seite des Unterdrücker gewählt” hat Desmond Tutu einmal gesagt.

      Dem schließe ich mich an.

  3. Markus Westbomke sagt:

    Tutu hatte recht, Deutschland hat die Seite der USA gewählt, die der Unterdrücker, man sieht das nicht sofort, wenn man genauer hinschaut, schon. Niemand ist neutral, in Deutschland ist es nur nicht mehr gern gesehen, dass es auch anderen Ansichten gibt, z.B. die von Herrn Klaus von Dohnanyi oder die von Herrn Michael Lüders, der noch nicht als Verschwörungstheoretiker gilt und einiges zur Moral des Westens geschrieben und gesagt und Herr Prof. Dr. Hacke, ehemaliger Professor an der Bundeswehruniversität Hamburg, hier gibt es interessante Ansichten über den Ukrainekrieg und das Verhalten des Westens, Herr Putin allein für den Krieg verantwortlich zu machen, liest sich gut, stimmt aber nicht, das kann man ausblenden oder totreden, hört man aber den Stimmen zu, die etwas mehr wissen über den Krieg und über das Leben, wie einem 95 jährigen, der mit magna cum laude sein Staatsexamen abgeschlossen hat, fällt es schwer zu glauben, dass es ein Schwurbler sein könnte.

    Hört man Dirk Pohlmann auf Friedenskonferenzen zu, ist der Böse nicht gleich immer der Böse. Und dann sieht man Herrn Kissinger neben Egon Bahr 2015 auf einer Bank miteinander reden, da könnte man doch auf die Idee kommen, dass zwei so vollkommen unterschiedliche Menschen miteinander reden können, obwohl sie sich vor 50 Jahren abgrundtief gehasst haben. Welche Schlussfolgerung? Herrn Putin zum Kriegsverbrecher abzustempeln und nach Den Haag schleppen zu wollen, entzieht einer möglichen Unterhaltung/Diskussion den Boden, kein Kissinger, kein Nixon, kein Clinton, kein George W. Bush wurde jemals angeklagt, wer trauert den 1 Mio. Irakern oder den Afghanen nach? Wer kümmert sich um die 10.000e Toten in Chile, durch Kissinger eingeleitet, wo ist der Nachruf, wo sind die Worte dazu? Putin und China, das hört man, liest man und nichts weiter. Erklärt das den Einmarsch Russland in die Ukraine? Ja! Macht das irgendetwas wett? Nein!

    Gibt es eine Entschuldigung oder Erklärung für die Toten in der Ukraine? Nein!
    Gibt das alles eine Erklärung für die Toten auf russischer Seite? Nein!

    Aber es beraubt uns alle im Westen der Chance, aus dem Desaster herauszukommen.

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