Mit Allah gegen den Imperialismus um Großmacht zu werden

Die moralische Flexibilität der Religion kennt keine Grenzen. Bilder aus Israel heute erinnern uns als Darstellung der Apokalypse in Shooting-Spielen, grausam, barbarisch und unmenschlich. Das Thema Nahost-Konflikt ist eines der am meisten polarisierenden Themen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe. Seit 1979 wird der Krieg gegen Israel durch die schiitische Achse der Hamas im Iran, die Hisbollah, mitfinanziert, um Jerusalem zu erobern und einen großen Islamischen Staat aufzubauen. Sowohl Hisbollah als auch die Hamas sind Organisationen, deren Kampfstrategie zum großen Teil auf dem Märtyrertum aufgebaut ist. Dies wird heute bestätigt durch jene Livevideos der Terroristen von den Angriffen auf israelische Zivilist*innen, die fast überall in Netz verstreut wurden.

Als der Islamische Staat (IS) mit fast gleichen Methoden seine barbarischen Angriffe im Internet zur Show gestellt hatte, hat sich der Westen darauf geeinigt, sich gegen den IS zu deklarieren. Nun stellt sich jedoch die Frage, wieso wir uns heute bei den Terroranschlägen auf israelischen Zivilist*innen nicht darauf einigen können, dass auch die Hamas eine Terrororganisation ist. Hat unsere Unentschlossenheit damit zu tun, dass wir unseren inneren Antisemitismus nicht verarbeiten konnten?

Um diese Fragen zu beantworten braucht man einen Einblick in eine sehr komplexe Ideologie, die sich seit Jahrzehnten ausgehend von der ägyptischen Al Azhar Universität über Katar, Iran, Afghanistan bis Syrien und Palästina als Erziehungsmethode systematisch im Bildungssystem etablierte und durch viele sogenannte „islamistische Philosophen“ in unsere Demokratie legitimiert hat.

Das Problem am Islamismus und andere religiösen Extremismen ist nicht nur die Methodik, sondern die Flexibilität deren ideologischen Werte in einer modernen Gesellschaft. Aus der Sicht eines Märtyrers sind die Kinder, die von der IS umgebracht werden, nicht nur Kinder, sondern die nächste Generation der Ungläubigen. Der Anspruch die eine Weltreligion zu werden ist so groß, dass die Menschen nicht mehr als Mensch betrachtet werden können, sondern in zwei Gruppen einsortiert werden, entweder sind sie Gläubige oder Ungläubige.

So steht im Koran in der Sure At-Tauba (9:111) „Allah hat von den Gläubigen ihr Leben und ihr Gut für das Paradies erkauft: Sie kämpfen für Allahs Sache, sie töten und werden getötet; eine Verheißung – bindend für Ihn – in der Thora und im Evangelium und im Qur’an. Und wer hält seine Verheißung getreuer als Allah? So freut euch eures Handels, den ihr mit Ihm abgeschlossen habt; denn dies ist wahrlich die große Glückseligkeit.“

Um den Mord an einem Baby leichter mit dem Gewissen zu vereinbaren, braucht der religiöse Extremist nicht nur den Glauben an eine Religion, sondern auch den notwendigen Glauben an die Verschwörungstheorien rundherum, wie zum Beispiel die Darstellung von Israel als reicher Imperialist, der die Macht hat, die Welt zu regieren. Die Paradoxie dieses Glaubens ist, dass man sich erlaubt, jegliche Ethik und Moral der menschlichen Zivilisationsgeschichte mit Füßen zu treten, um die eigene Religion zu der Großmacht zu machen, die er laut geglaubter Verschwörung hasst.

Menschenrechte sind kein Kuchen, aus dem man Rosinen rauspickt.

Durch die Angriffe der Terrororganisation Hamas kamen bisher nach Angaben des israelischen Armeesprechers mindestens 1.200 Menschen ums Leben, darunter über 1.000 Zivilist*innen, nach Angaben des ORF wurden mehr als 3.000 Menschen verletzt und 150 Menschen wurden im Gazastreifen entführt. Die Nachrichten in der Medienlandschaft sind dramatisch. Noch besorgniserregender sind die Reaktionen verschiedener in Frieden und Demokratie lebender Menschengruppen außerhalb der Konfliktzonen auf Social-Media. Viele Menschen, die sich bislang als Verfechter der Menschenrechte präsentiert haben, teilen ihr Verständnis für die Taten der Terrororganisation Hamas. Sascha Lobo mahnt in seiner Spiegel-Kolumne am 11.10.2023: Warum schweigst du immer noch zum antisemitischen Terror? Man kann inhaltlich nicht gegen die Diktatur des Iran protestieren und auf seinem Account Frau, Leben, Freiheit schreiben, aber in der Hamas eine respektable oder gar akzeptable Organisation sehen. 

Zivilgesellschaft ist Zivilgesellschaft und bleibt Zivilgesellschaft

Eine Differenzierung zwischen Bevölkerungen und deren Machthaber in Nahost ist ein wichtiger Aspekt, der aus meiner Sicht sehr oft in europäischen Diskussionen verloren geht. Jene Menschen, die in dem von der islamistischen Terrororganisation Hamas regierten Gebiet leben, sind nicht zwangsläufig gleicher Meinung mit dieser Organisation oder gar einverstanden damit. Weltweit benutzten rechtspopulistische Strömungen einen eigenen rassistischen Diskurs gegen Menschen aus von Islamisten eroberten Ländern, die teilweise genau vor diesen gesellschaftlichen oder staatlich institutionalisierten Terror geflohen sind um friedlich in Freiheit leben zu können.

Diese sogenannte Islamkritik der Rechten weltweit richtet sich keinesfalls gegen den Islamismus, sondern gegen alle jene, die in das rechte Bild der Muslime passen. Aus meiner Sicht sollen wir permanent und ausnahmslos alle Religionen kritisch betrachten und deren Lehre und Gesellschaftsziele hinterfragen.

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